162.
Ausgabe

Ausgabe 162-Vierentag, 8. Seker 18 nach Hilgorad


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8. Seker  -  Baron von und zu Gerdenwald auf dem Weg nach Siebenwind

Große Versammlung des Volkes geplant
Manchem mag bereits aus den vielen Gerüchten, die zur Zeit auf der Insel umgehen, bekannt sein, dass angeblich Baron von Gerdenwald, der vom König eingesetzte Schatzmeister und Verwalter Siebenwinds, auf dem Weg nach Siebenwind sein soll. Heute nun erreicht uns die offizielle Bestätigung dieser Meldungen. Nach Angaben des Sekretarius Major des Hauses Gerdenwald steht die Ankunft seiner Gnaden am 12. Seker zu erwarten.
Aus diesem Anlass wird zur 20. Stunde dieses Tages auf dem Tunierplatz zu Falkensee eine große Versammlung allen Volkes Siebenwinds einberufen, auf der seine Gnaden Gerdenwald zu den Bewohnern der Insel sprechen wird. Hierbei wird er zur Lage Falandriens nach dem verschwinden des Königs Stellung beziehen und ebenso die Frage klären, was ihn gerade in diesen Zeiten dazu bewegt haben mag, sein Hauslehen, die Baronie Gerdenwald, zurück zu lassen und nach Siebenwind zu reisen.
Ein jeder Untertan, gleich welchen Standes, sei damit aufgerufen, zu dieser Versammlung zu erscheinen und den Worten des Barons zu lauschen. Für ausreichend Speis und Trank wird gesorgt sein. So warten wir gespannt auf die Rückkehr des Barons und Nachrichten vom Festland und wünschen seiner Gnaden eine sichere, von den Vieren begünstigte Überfahrt.



8. Seker  -  Vom Verbleib der Barden zu Siebenwind

Reges Treiben herrscht auf dem Markt zu Falkensee, Freie und Bürger betrachten die Auslagen verkaufender Händler, und während am Brunnen des Marktes freie Krieger taktische Gespräche führen, ein Ork versucht, ungesehen mit seiner Axt zu schwenken und ein Stadtwächter sich mit einem Templer streitet, scheint doch Eines zu fehlen in diesem bunten Treiben:
Seit Langem bereits scheint der letzte Lautenton verklungen, der letzte von Trommeln begleitete Gesang verstummt. Kein Gaukler erfreut das Volk mit Jonglage, kein Poet trägt im malerischen Licht der Dämmerungen seine Werke vor, ja selbst die stadteigene Bühne liegt still und verwaist da.
Was mag sich ereignet haben, daß das bunte Volk der Insel so gänzlich absent zu sein scheint?

Stimmen werden laut und künden vom niederen Volk Siebenwinds, das sich auf unkultivierteste Art und Weise einen Spaß daraus macht, Barden, Gaukler und Schauspieler mit Gegenständen zu bewerfen oder gar tätlich anzugreifen. Hierbei sollen gerade die so genannten 'freien Krieger' ein Problem darstellen. Der Siebenwind Bote verurteilt dieses Handeln wider der Schausteller zutiefst, und ersucht hiermit die Milizen und Wachen des Lehens, ein Auge auf derartige Übergriffe zu haben, denn ist es nicht das bunte Volk, daß unseren Städten erst das wahre Leben fern von Trott und Pflichten des Alltags einhaucht?

Zur Unterstützung von Barden, Gauklern, Schauspielern und anderen Schaustellern wird der Siebenwind Bote ab sofort seinen Teil beitragen.
Es besteht ab Erscheinen dieser Ausgabe für einen jeden Angehörigen der oben genannten Profession die Möglichkeit, kostenfreie Anzeigen im Siebenwind Boten drucken zu lassen, sei es um das eigene Programm zu verkünden oder Gleichgesinnte zu suchen. Des Weiteren wird nach wie vor unterstützt, Auszüge eigener Werke – Theaterstücke, Poesie, Erzählungen, Notensätze oder Texte zu eigenen Liedern – gegen Entlohnung durch den Siebenwind Boten (es gelten die Tarife der freien Schreiber) im Boten zu veröffentlichen.
Weiterhin bittet die Redaktion darum, Übergriffe gegen Schausteller nicht nur der zuständigen Stadtwache zu melden, sondern ebenfalls dem Siebenwind Boten eine kurze Notiz mit essentiellen Fakten – Ort und Zeit der Tat, beteiltige Person, zusammengefasster Ablauf – zukommen zu lassen, auf daß die Täter sich in einer regelmäßig veröffentlichten Schandliste wiederfinden und vom rechtschaffenden Volk der Insel sowie den Schaustellern selbst erkannt und geächtet werden kann.

K.T.



8. Seker  -  Bald nur noch Schrittgeschwindigkeit auf Galadons Reichsstraßen?

Der immer weiter zunehmende Fernhandel bringt nicht nur Waren aus den entferntesten Regionen Galadons überall hin und gutes Gold in die Beutel der Händler und Reichskassen, sondern verursacht auch zunehmend Probleme. Immer öfter hört man von Unfällen, wenn Fuhrwerke auf ihren weiten Reisen zu riskanten Manövern greifen, um langsamer fahrende Kutschen und Karren zu passieren. Kommen in einfachen Fällen die überholenden Fahrzeuge einfach von der Straße ab und bleiben im Graben liegen, womit nur der wilde Fahrer selbst gestraft wird, kommt es doch immer wieder zu ernsten Zusammenstößen, bei denen teilweise gar Fahrer und Zugtiere in Mitleidenschaft gezogen werden. Zudem dauern die Aufräumarbeiten nach solchen Karambolagen oft lange und behindern den Verkehr teilweise über ganze Zyklen.
Nachdem nun der Reichsgroßminister für Handel und Transport selbst Opfer eines solchen Zwischenfalls wurde, als er bei schlimmstem Morsanswetter vier volle Zyklen am Skapenpass zwischen Ersonts Tal und Ersonts End auf das Räumen der Straße von Karrentrümmern warten musste, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Reaktion auf diese Zustände erfolgte. Vor einigen Wochen gab nun das Ministerium eine Gesetzesvorlage bekannt, die dieses Problem lösen solle.
Inhalt dieses Entwurfes ist eine allgemeine Begrenzung der Reisegeschwindigkeit von Karren auf normale Schrittgeschwindigkeit, eine Geschwindigkeit, die selbst ein altersschwacher Ochsenkarren erreicht. Durch eine solche Reduzierung wäre ein Überholen überflüssig und die Gefahr damit gebannt.
Um den Handelshäusern entgegen zu kommen solle es aber die Möglichkeit geben, in allen größeren Städten Karrenführerlizenzen zu erwerben, deren Besitzer von dieser Regel befreit wären. Zum Erwerb einer solchen Lizenz sei es nur erforderlich, in einem einwöchigen Kurs seine Befähigung zum Führen von Gespannen auch bei hoher Geschwindigkeit unter Beweis zu stellen, so dass garantiert wäre, dass diese Fahrer auch dann keine Gefährdung der Verkehrssicherheit verursachen. Die Kosten für den Kurs wurden vorläufig auf tausend Reichsdukaten pro Lizenz beziffert, zuzüglich fünfhundert Dukaten für die notwendige Prüfung, die alle zwei Jahre wiederholt werden müsse. Adelige seien von dieser Beschränkung selbstredend auch ohne Karrenführerlizenz ausgenommen.

Erwartungsgemäß führte diese Ankündigung zu einem Aufschrei der Empörung bei den großen Handelshäuser und Kutschdiensten, die in dieser Neuerung nur einen weiteren Versuch des Reiches sehen, sich einen Teil des im Fernhandel zu verdienenden Reichtums zu sichern. Fruger Hansen, Familienoberhaupt der bekannten Fernhändlerfamilie, wird gar mit folgendem Ausruf zitiert: „Solange die verwöhnten Adelssprösslinge weiter mit ihren Vierspännern Verwüstung auf unseren Straßen sähen dürfen, wird keine Lizenz der Welt die Wege sicherer gestalten. Wer vom Führen eines Wagens lebt weiß genau, was er kann und was nicht, schließlich bedeutet ein Unglück für diese ehrbaren Arbeiter einen schmerzlichen Verlust. Und die sollen nun bluten, während die, denen eine zerstörte Kutsche und eine blockierte Straße kaum ein müdes Lächeln abringt, ungehindert weiter machen dürfen? Das kann wohl nur ein Betrunkener erdacht haben.“
In mehreren Treffen der großen Handelshäuser und der Zunft der Karren- und Wagenlenker wurden bereits eine Vielzahl an Reaktionen diskutiert, bis hin zu einer generellen Niederlegung der Arbeit, sollte diese neue Verordnung tatsächlich umgesetzt werden. Das Verschwinden des königlichen Paares hat diesem Streit allerdings ein abruptes Ende gesetzt, hatten damit doch alle Betroffenen plötzlich ganz andere Sorgen, so dass ein in Kraft treten dieses Entwurfes in unbestimmte Ferne gerückt ist.
Erwähnenswert mag sein, dass sich eben diese Handelshäuser ebenso wie die Zunft der Wagenlenker spontan bereit erklärt haben, in dieser Notlage ihre Kapazitäten in den Dienst des Reiches zu stellen und alle Nachrichten und Informationen, die ein Auffinden des Königspaares ermöglichen könnten, auf schnellstem Wege und kostenlos weiterzuleiten. Auch hier wieder Fruger Hansen: „Nur weil wir mit dem Reichsgroßminister einen kleinen Streit wegen dieser lächerlichen Idee haben, sind wir keine schlechten Untertanen. Das Reich kann sich in dieser Krise unserer vollen Unterstützung gewiss sein. Über die andere Sache können wir auch später noch weiter streiten.“ So mag uns dieser Fall zugleich auch als Beispiel dafür dienen, wie selbst zerstrittene Parteien in Zeiten der Not ihren Zwist vergessen und zusammenrücken, um jede Herausforderung zu meistern, die die Viere dem Königreich auferlegen.

ARdM



8. Seker  -  Rezension: Flamme der Leidenschaft von G. Anwin

Bürger und Adelige stehen Schlange vor der renommierten Buchhandlung 'Jorim Silberwasser' in der Blaufischstrasse nahe des Regentenviertels zu Draconis, auf dem Handwerkermarkt sieht man in so manchem Stand neben Brot und Bier zur Mittagsstund' in die Lektüre versunkene Händler, ein Torwächter am Südtor der Hauptstadt lässt verstohlen ein Buch sinken als das Gespann eines namhaften Ersonter Handelshauses passieren will, und während eine Magd auf der Rückkehr von ihren Einkäufen, in einer Hand den Korb, in anderen das in schlichten, roten Karton gebundene Buch im praktischen Formate, fast einen Passanten übersieht, beliefert ein eigentlich für militärische Lehrschriften bekannter Händler die Streiter der dritten Schwadron der ehrenvollen Stadtwache.
Man sieht es in den Parks und auf den Plätzen, hinter den Schaltern namhafter Bankhäuser, in Hafenkaschemmen und prestigeträchtigen Weintavernen, es lugt aus den Robentaschen der höchsten königlichen Richter, man sah Knappen mit gefesslten Mienen auf einer Mauer sitzend darin lesen, gar der beliebte Gaukler Landis Wunderblatt empfahl es seinem Publikum unlängst:
Die Rede ist von keinem anderen Werk als „Flamme der Leidenschaft“, von G. Anwin.

Niederschriften G. Anwins, so mag man denken, verdienen üblicherweise keine nähere Betrachtung, handelt es sich doch sonst um Kurzgeschichten, deren Inhalt man selbst in Schmuddelheftchen venturischer Hafendruckereien kaum erwartet. Bekannt wurde der zweifelhafte Anwin erstmalig mit „Meine Hand auf deinem Herzen“, veröffentlicht 14.-16. nach Beginn der Regentschaft unseres geliebten Königs, seiner Majestät Hilgorad Ap Mer, nirgends anders als auf der einschlägig bekannten vorletzten Seite des „Draconer Spatzen“.
Und doch gelang es ihm nun einen Roman zu verfassen der, trotz einer gewissen Anrüchigkeit, seinen Weg fand durch die Klassen und Städte des Großreiches, gar bis ins ferne Endophal soll es dieser Tage bereits gedrungen sein, und auf Grund der nicht zu leugnenden Popularität dieser Schrift bleibt einem aufgeschlossenen Redakteur nicht viel, als, auf Empfehlung Frau Hartwine Hilamos' hin, zu bestellen bei einem zuverlässigen Buchhandel Rothenbuchts, um schliesslich in den frühen, nebligen Stunden der Morgenzyklen des Carmar ein Exemplar am Hafen zu Falkensee entgegen zu nehmen.
Der rote Einband sticht ins Auge, aus preislichen Gründen Karton statt des üblichen Leders, und das handliche Format. Diese seltene Ausführung mag ein Grund dafür sein, daß „Flamme der Leidenschaft“ nicht nur betuchteren Kreisen vorbehalten ist, ist es doch auch für Freie ein erschwingliches Machtwerk.

Von Leidenschaft kündet der Titel, von Liebe und Lust ein kurzer Klappentext. Einige wenige Tuschezeichnungen unterstützen den Text des Romans ins regelmäßigen Abständen, und obgleich anzumerken ist, daß für Jungfrauen und zarte Gemüter diese Trotz ihrer Zensur befremdlich erscheinen mögen, so lässt sich doch das Talent des zuständigen Künstlers, Leonardo von Vandris, bekannt durch seine Illustrationen im Draconischen Heilerblatt, nicht leugnen.
G. Anwin, der ausschliesslich unter diesem Pseudonym schreibt – Stimmen aus Kreisen der Schreiber Draconis' munkeln es könnte sich gar um niemand geringeren als Hanbalt Ballinor handeln, jenen berühmten Schreiber des königlichen Gerichts, der durch seine Auswertungen verschiedener gleichartiger Fälle sowie Schriften zu Präzedenzfällen reichsweite Bekanntheit erlangte - leitet „Flamme der Leidenschaft“ simpel ein.
Als Protagonisten fungieren „Lenia“, eine junge Magd aus einfachen Verhältnissen, und der zunächst als „der Fremde“ beschriebene Falkensteiner Edelmann Latuero Amranies. Ein zufälliges Treffen beider löst eine Kette an Ereignissen aus, geprägt durch Unschuld und Zurückhaltung versus Leidenschaft, Lust und Eifersucht. Ein feuriges Ränkespiel, das sich bis hoch in die Adelspaläste des Regentenviertels einer imaginären Reichshauptstadt namen „Dravenis“ zieht, sorgt für multiple pikante Szenen in Gemächern, Gassen, Parks und Tavernen, die nicht nur die beiden Protagonisten involvieren.
Eine Geschichte voll frivoler Momente, die, man möchte sagen, wohl nur knapp der Zensur entgangen ist, erzählt man sich doch hinter vorgehaltener Hand, daß es nur der Bekanntschaft des Autors zur königlichen Zensurbehörde zu verdanken sei, daß die bereits gedruckten Ausgaben nicht im Vorfeld konfisziert wurden.

Und so fand „Flamme der Leidenschaft“ seinen Weg durch das Reich, wird angeboten in Draconis wie in Rothenbucht oder Venturia, Lichtenfeld oder Falkenstein, und selbst, so heisst es, in den langen Handelszügen zur Versorgung der Truppen in Vandrien will man es schon gesehen haben, um in Lagern, Lazaretten und an Wachfeuern den Truppen einige Stunden der Freude zu bereiten.
Auch Siebenwind, unser Lehen fern dem Festland, erreichte „Flamme der Leidenschaft“ bereits vor dieser Rezension. So teilte der Rothenbuchter Buchhandel, der mir freundlichst ein Exemplar unentgeltlich gegen eine wohlwollende Anzeige in unserer Zeitung zusandte, mit, daß neben der Bestellung eines namhaften Siebenwinder Bankhauses, Lieferungen von „Flamme der Leidenschaft“ auch die Burgwache zu Finanswacht erreichten, ebenso gingen Bestellungen zweier Torwachen zu Falkensee ein, und selbst nach Kesselklamm, so heisst es, wurde geliefert.
Nicht zuletzt hört man dieser Tage von Mitgliedern des Inselrats, die sich bei besonders ereignis- und entscheidungslosen Sitzungen desselben die Zeit entweder mit Stricken oder aber der Lektüre eben diesen Buches vertreiben, auch in der Brandensteiner Kapelle will man eines vergessenen Exemplares ansichtig geworden sein und selbst die Ritterschaft scheint „Flamme der Leidenschaft“ nicht abgeneigt. Der Siegeszug G. Anwins scheint sich bis dato nicht aufhalten zu lassen, und so kündigte der „Spatz von Draconis“ vor nicht allzu langer Zeit die bislang titellose Fortsetzung an.

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K.T.



7. Seker  -  Neue Sitten im Reich

Nachdem seit der Eroberung der Norlande und Endophals die galadonische Hegemonie mit ihrer starken Betonung der steifen höfischen Etikette und streng reglementierter Rituale bei Hofe der Adeligen des Reiches tonangebend war, zeigen sich in letzter Zeit verstärkt neue Tendenzen. So wird aus den nördlichen Lehen berichtet, dass dort zunehmend der „nortravischen Vertraulichkeit“ gefrönt wird. Diese abfällige Bezeichnung beschreibt die neue Neigung einiger nördlicher Lehensherrn, sich der nortravischen Tradition folgend weniger zu überhöhen und den verstärkten Kontakt mit dem Volk zu suchen. Dazu gehören nicht nur rustikal anmutende Feiern, wenn nicht gar Saufgelage, die weitab des üblichen Zeremoniells höfischer Bälle liegen, sondern auch ein weitgehender Bruch mit der klassischen Etikette. So ist es an einem solcherart geführten Hof durchaus nicht unüblich, wenn ein Lehnsherr seine Untertanen wie alte Kameraden behandelt und auch für zotige Sprüche oder ähnliche Vertraulichkeiten zu haben ist. Obwohl ein Adeliger oder Zeremoniemeister aus Bernstein oder gar Kettel ob dieser Unsitten verständlicherweise entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen schlagen und den Untergang der feudalen Weltordnung befürchten mag, zeigt diese neue Art gerade in den Norlanden, aber auch in den nördlichen Lehen Galadons verblüffende Erfolge. Berichten zufolge sollen gerade die sonst so aufmüpfigen Nortraven und Nordlandbarbaren in solcherart persönlich oder gar familiär geführten Lehen um einiges friedfertiger sein und ihren Lehnsherren weit mehr Respekt entgegen bringen als in streng nach galadonischer Etikette geführten Gebieten. Mit Spannung steht zu erwarten, ob sich diese Art der Regierung im Norden als erfolgreich durchsetzen wird, oder ob die solcherart ‚verweichlichten’ Ritter bald die Folgen für ihren Verzicht auf den Status als unnahbare Herrscher in Form vom Aufständen werden tragen müssen, wie es der südliche Adel Galadons vorhersagt. So oder so hat die norländische Kultur auf jeden Fall einen Siegeszug angetreten, sind doch Schmuck und Kleidung mit den kunstvollen nortravischen Knotenmustern als Verzierung seit neustem der letzte Schrei an allen Höfen bis nach Draconis. So heißt es sogar, dass selbst die junge Königin ihre Kleider seit einiger Zeit bevorzugt mit Borten im nortravischen Stil fertigen lässt.

Ähnlich und doch ganz anders dagegen ist die Entwicklung im Süden Galadons, wo lange Zeit alles, was aus dem aufrührerischen Endophal stammt als verwerflich galt. Doch auch hier sieht man in letzter Zeit zunehmend, wie sich endophalische Gepflogenheiten nach Norden verbreiten. So gibt es inzwischen in Falkenstein, aber auch in Sae und sogar Herder in vielen Städten Dampfbäder nach endophalischem Vorbild. Auch werden viele Adelssitze im endophalischen Stil errichtet oder umgebaut, und ein Hofstaat in ausschweifendem Luxus mit rauschenden und sinnesfrohen Festen geführt. Es gibt sogar Gerüchte, dass der eine oder andere Adelige sich einen speziellen Flügel seines Palastes herrichten gelassen haben sollen, um dort speziell unter ihren Leibeigenen ausgewählte Frauen zur steten Verfügung zu beherbergen. Solcherart Ausschweifungen stoßen allerdings auf teilweise heftige Kritik der Kirche, insbesondere aus Reihen der Diener des allsehenden Astraels, aber auch von Seiten der Dienerschaft der lieblichen Herrin Vitama. Fest steht, dass die luxuriöse Lebensart und die Freude am Genuss, aber auch die Ausschweifung und Sittenlosigkeit, die man stets mit den endophalischen Herrschern der Märchen und Geschichten in Verbindung brachte, sich zunehmend auch in Galadon verbreiten. Inzwischen mag es gar nicht mehr so ungewöhnlich sein, wenn man einen Ketteler Ritter bei Wein und Wasserpfeife über ein Brettspiel gebeugt im Schatten einer Arkade sitzen sieht, statt mit Schwert und Schild bei Waffenübungen.

Und so scheint es, dass, nachdem das stolze Galadon seine Errungenschaften zuvor mit Wort, Tat, und wo nötig dem Schwert unter die Völker des Nordens und Südens gebracht hat, es nun an deren Reihen ist, mit ihren Traditionen die Kultur des Großreiches zu beeinflussen und zu bereichern.

ARdM



7. Seker  -  Der Grix

Ein magisches Wesen obskuren Ursprungs verbreitet Chaos und Verwirrung auf der Insel. Es handelt es sich um den sogenannten Grix, ein geflügeltes koboldartiges Wesen, das einen ganz eigenen Humor hat.
Der Grix ist etwa so groß wie ein Halbling und sieht aus wie ein Goblin, jedoch mit Flügeln. Etwa zehn Stein wiegt er und ist recht schwächlich, doch umso gefährlicher -d enn er ist bewandert in seiner eigenen, alten Art der Magie und besonders fähig im Umgang mit Illusionen. Sein Ursprung wird in der zweiten Sphäre vermutet.
Die Magie des Grix setzt er vornehmlich dazu ein, unbescholtenen Bürgern derbe Streiche zu spielen. Gerne erschafft er direkt danach eine Illusion seiner selbst, um von seinem wahren Körper abzulenken. Und dies ist auch nötig, zieht er doch mit seinen Taten den berechtigten Zorn seiner Opfer auf sich:
Unlängst tauchte er an der königlichen Akademie der arkanen Künste auf, vergriff sich an Schülern wie Lehrmeistern. und stahl Magister Durs Pfeife. Am Wall dann öffnete er die schützenden Tore und ließ so die Unholde aus dem Ödland vordringen. Böse hätte es enden können, doch konnte der Angriff abgewehrt werden.
Einer Stadtwache zu guter Letzt konnte der Grix ein verfluchtes Schwert unterschieben, das zwar Kraft wie Laufgeschwindigkeit steigert, doch gleichzeitig zum Wahnsinn des Geistes führt.
Um uns vor weiteren Attacken zu schützen, machten sich Vertreter von Magierschaft und Kirche auf, den Kobold zu bändigen. In einem langen Kampf gelang es den Magiern und Hochwürden Mantaris vom Ordo Astraeli, die Illusionen des Grix' wiederholt aufzulösen. Dem ehrenwerte Magus Jabin gelang es schliesslich, dem Grix einen bannenden Kragen aus Eisen umzulegen.
So gefesselt und seiner Kräfte beraubt konnte der Grix in den Tempel zu Falkensee gebracht werden. Dort wurde er festgehalten und geläutert, bis alles Böse aus ihm vertrieben war. Bei seiner Freilassung versprach er, seine Kraft künftig nur noch zum Wohle der Menschen einzusetzen, jedoch zunächst einmal in seiner Heimat zu bleiben, in welche er umgehend verschwand. Dies ist das letzte, was von ihm gehört wurde, und wir alle hoffen, dass er sein Versprechen einhalten wird, sollte er diese Sphäre noch einmal aufsuchen.

Quelle: S.G.

R.M.



7. Seker  -  Die Magierschaft lädt ein zu Speis und Trank

Alles königs- und viergöttertreue Volk ist eingeladen zu einer Feier der magischen Akademie anlässlich der neuerlichen Siege im andauernden Kampf gegen das Böse. Für Speis und Trank ist ausreichend gesorgt.

Der aufmerksame Leser erinnert sich noch an die in der letzten Ausgabe erwähnten magischen Bedrohungen durch die sogenannte Magiefresserwolke und den Sichelzahngnoll, die durch die ehrenwerten Magierschaft gebannt wurden. In dieser Ausgabe findet sich ein weiterer Bericht betreffs des Sieges über jenen gefährlichen Grix (s. Artikel "Der Grix" in dieser Ausgabe). Zu feiern ist außerdem die erfolgreiche Unterstützung in der Schlacht gegen den Schwarm.
All dies soll nun würdig bedacht werden in einer Feierlichkeit, ausgerichtet von der Akademie der arkanen Künste selbst, angemessen, die Moral des Volkes und sein Vertrauen in seine Beschützer zu stärken. Dabei soll die versiegelte Urne der Magiefresserwolke unter einem Mahnmal versenkt werden, auf dass niemand sie versehentlich befreie. Exzellenz Dur oder Edeldame Nhergas werden zu einer Rede über jene Ereignisse erwartet.

Interessierte Teilnehmer mögen sich am Mondtag den 21. Seker zur Hälfte des siebten Hellzyklus' im Brandensteiner Umland einfinden. Dort werden Schilder auf die genaue Position der Festlichkeiten hinweisen.

R.M.


© Siebenwind | Bote | Amun 2003