Im Verlauf der vergangenen Woche kam es zu einem gewalttätigen Streit zwischen einer Gruppe von Nortraven und zwei Wächtern der Brandensteiner Tempelwache. Die Herren Ian Dejan und Eric Martarian, die auf Seiten der Tempelwache an dem Streit beteiligt waren, berichteten dem Boten ihre Geschichte.
Siebenwind-Bote: Ganz Siebenwind fragt sich, wie es dazu kommen konnte, dass einige bewaffnete Nortraven die Brandensteiner Tempelwache herausforderten. Was ist passiert?
• Dejan: Ich und mein Kollege, Herr Martarion hier, standen wie immer vor dem Tempel und hielten Wache. Eric war gerade im Inneren des Tempels, als fünf schwer bewaffnete Nortraven des Weges kamen.
Siebenwind-Bote: Wisst Ihr, warum die Nortraven in Brandenstein waren?
• Martarian: Der wahre Grund für ihren Besuch blieb uns verborgen. Wahrscheinlich wollten sie sich nur die Gegend ansehen. Einer von ihnen war wohl ein Gesandter, aber das erfuhren wir erst hinterher.
• Dejan: Zwei von ihnen gingen gleich zur Treppe, die anderen drei versuche ich zurückzuhalten. Sie waren schwer bewaffnet. Die Nortraven fingen gleich das Pöbeln an. "Ihr habt keinen Respekt vor uns!" Vorstellen wollten sie sich auch nicht.
• Martarian: Sie provozierten uns weiter und einer zog seine Klinge und schlug Ian nieder, weil er sie fortschickte. Die Situation war ziemlich undurchsichtig. Wir waren ja zwei gegen fünf und da war es für uns sehr chaotisch. Erst als ein Malthuster Feldwebel des Weges kam, verloren sie das Interesse und verschwanden.
• Dejan: Hätten sie sich anständig vorgestellt und darum gebeten, den Tempel zu sehen, hätten wir kein Problem damit gehabt. Und wir dürfen ihr Lehen seit geraumer Zeit nicht betreten und halten uns daran. Da wär's doch besser, wenn sie sich auch unsere Gesetze halten.
Siebenwind-Bote: Wird es irgendwelche Konsequenzen aus der Angelegenheit geben? Ein Hausverbot im Tempel, eine offizielle Entschuldigung?
• Martarian: Der Vorfall wurde auch an die Kirche getragen. Iycheas Vrahn ist überzeugt, dass es nur ein Missverständnis war, weil die Nortraven in ihrer Kultur doch etwas anders sind. Wenn die Nortraven den Tempel nochmal besuchen wollen, wird man ihnen wie anderen die Gastfreundschaft der Kirche erweisen.
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Der Tatort am Tag danach | Der Tempelwächter Ian Dejan |
Einige Tage nach dem Gespräch mit den beiden Tempelwächtern gelang es dem Siebenwind-Boten, zwei der beteiligten Nortraven zu der Angelegenheit zu befragen. Die mächtigen Berserkerkrieger des Nortravenvolkes Isbeorn und Halgar standen uns Rede und Antwort.
Siebenwind-Bote: Die Tempelwache von Brandenstein hat uns berichtet, dass einer Eurer mächtigen Krieger einen ihrer Soldaten niedergeschlagen hat. Was hat es damit auf sich?
• Isbeorn: Wir hatten an diesem Tag hochrangigen Besuch vom Festland. Der persönliche Skalde des Hetmanns...
Siebenwind-Bote: ...des obersten Nortraven...
• Isbeorn: ...kam als dessen Gesandter zu uns. Ein sehr angesehener und bedeutender Mann! Zu seinen Ehren gaben wir eine gemeinsame Jagd, die uns bis ins Brandensteiner Revier führte. Wir trugen nur unsere einfache Jagdausrüstung, keine Kriegsrüstung.
Siebenwind-Bote: Wie kam es dann, dass Ihr den Tempel aufgesucht habt?
• Isbeorn: Der Gesandte des Hetmanns war neugierig, die Stadt anzusehen. Als er den Tempel erblickte, wollte er sich an seiner kunstvollen Bauweise erfreuen und einen Teil der Jagdbeute zum Zeichen des Respekts vor den Göttern niederlegen.
Siebenwind-Bote: Das ist doch ein ehrbares Unternehmen. Die Tempelwächter berichteten, Ihr wärt bewaffnet vor den Tempel getreten und hättet bedrohlich auf sie gewirkt.
• Isbeorn: Wir trugen eben Jagdausrüstung; aber die muss ein vernünftiger Krieger doch von einer Kriegsausrüstung unterscheiden können!
• Halgar: Jedenfalls, die Tempelwächter weigerten sich, unseren Gesandten einzulassen. Die beschimpften uns als "Wilde"!
• Isbeorn: Diese Respektlosigkeit gegen einen bedeutenden Würdenträger unseres Volkes konnten wir nicht dulden, zumal von diesen jungen Burschen. Halgar forderte von ihm Respekt und die Anerkennung der Würde des Gesandten. Einer der beiden provozierte Halgar so sehr, dass er sich schließlich zu einem ehrenhaften Zweikampf mit diesem Kerl herabließ.
• Halgar: Dabei war der Bursche sogar im Vorteil, ha! Er saß auf seinem Pferd, war gerüstet und ich trug nur meine Jagdausrüstung.
Siebenwind-Bote: Wie ging die Sache aus?
• Halgar: Har! Ich besiegte den Burschen natürlich, doch er hörte nicht auf, mich und meine Freunde zu beleidigen.
• Isbeorn: Dabei versorgte der Gesandte sogar den Besiegten und half ihm wieder auf die Beine. Anschließend zogen wir uns vom Tempel zurück, ohne dass wir das Innere gesehen hätten.
Siebenwind-Bote: Welche Konsequenzen wird das Volk der Nortraven aus der Angelegenheit ziehen? Wie seht Ihr eine künftige Zusammenarbeit, zum Beispiel zur Abwehr beim Dunkeltief?
• Halgar: Wir haben immer auf der Seite der Kirche gekämpft, wenn's drum ging, gegen die Finsteren zu ziehen. Und jetzt, wo etwas Ruhe herrscht, sind wir auf einmal wieder "die Wilden", was!
• Isbeorn: Als Klingenfänger oder Dreschflegel sind wir ihnen stets recht. Aber würdest du an der Seite von jemandem kämpfen wollen, der dich als "Wilder" oder "Spitzohr" bezeichnet?
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Der Krieger Isbeorn | Der Krieger Halgar | Nortravische Jägertracht |
Volk von Siebenwind, erinnert euch immer daran: Der gemeinsame Feind lauert hinter dem Wall. Niemand will, dass die Völker sich davor spalten und sich selbst schwächen.
B.A.
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